Die 2. Fußball-Bundesliga ist mehr als nur das Unterhaus der höchsten deutschen Spielklasse. In dieser Liga spielten sich Dramen, Rekorde, Skandale und Fußballwunder ab. Kleine Dorfvereine trafen und treffen auf die großen Traditionsklubs. Einige Vereine marschierten direkt durch – in beide Richtungen, in die Bundesliga oder in die 3. Liga. In vielen Spielzeiten ist die Spannung fast am Anschlag. Es gibt nur selten ein echtes Mittelfeld in der Tabelle. Entweder man spielt um den Aufstieg oder gegen Abstieg. Während in den letzten Jahren die Bundesliga immer langweiliger geworden ist (zumindest, was den Titelkampf angeht), so stellt sich die 2. Bundesliga zwangsläufig aufgrund der Auf- und Absteiger immer wieder neu auf und sorgt so für eine schwer vorherzusehende Spielzeit. Einige der Favoriten sind schon abgestiegen, genauso passierte es auch anders herum. Die 2. Bundesliga wird oft mit viel Kampf und Leidenschaft in Verbindung gebracht.
Die Geschichte der 2. Bundesliga
Die deutsche Bundesliga ist 1963 gegründet worden. Darunter hat es fünf Regionalligen gegeben. Die Vereine in diesen Ligen hatten jedoch wirtschaftliche und sportliche Probleme und konnten oftmals nach dem Aufstieg nicht mithalten. Beim Bundesliga-Skandal von 1971 kam es zu Manipulationen bei Spielen im Abstiegskampf von Rot-Weiß Oberhausen und Arminia Bielefeld. Der Absturz in die Bedeutungslosigkeit sollte um jeden Preis vermieden werden. Als Konsequenz aus dem Skandal, beschloss der DFB die Errichtung einer 2. Bundesliga – aufgeteilt in eine Nord- und eine Südstaffel. Die Qualifikation für diese Liga zum Start der Saison 1974/1975 gestaltete sich aber sehr kompliziert. Maßgeblich waren die Platzierungen der fünf letzten Spielzeiten, aber auch wirtschaftliche und strukturelle Bedingungen. Durch diese schwammigen Voraussetzungen kam es zu einigem Unmut, z.B. als der 1. FC Saarbrücken anstelle des SV Alsenborn einen Startplatz erhielt. Obwohl Alsenborn sportlich locker qualifiziert gewesen wäre.
40 Vereine starteten 1974 in der 2. Bundesliga in den beiden Staffeln. Die Staffelmeister sollten direkt aufsteigen, die jeweiligen Zweitplatzierten spielten in Play-Offs den dritten Aufsteiger aus. Da die Aufteilung in Nord und Süd nicht immer einfach war, kam es vor, dass eine Staffel mit 21 oder 22 Vereinen an den Start ging.
Die erste Begegnung hieß 1. FC Saarbrücken gegen den SV Darmstadt 98. Das erste Tor erzielte Nikolaus Semlitsch in der 18. Spielminute zum 1:0 Endergebnis für Saarbrücken. Die 2. Bundesliga gewann schnell an Attraktivität, was sich auch an den Zuschauerzahlen ablesen ließ.
1981 wurde die eingleisige 2. Bundesliga geschaffen – anfangs mit 20 Vereinen. Die Qualifikation dafür war wieder nicht ganz einfach. Die Klubs mussten bestimmte technische Kriterien erfüllen. Das Stadion musste mindestens 15.000 Zuschauer fassen, außerdem eine Flutlichtanlage besitzen. Danach entschieden sportliche Gesichtspunkte. Hierfür wurden die Platzierungen der letzten drei Jahre berücksichtigt. Meister und Vizemeister der neuen 2. Bundesliga sollten direkt aufsteigen, der Drittplatzierte musste in der Relegation gegen den Drittletzten der 1. Bundesliga antreten.
Ab 1991 kamen die Klubs des NOFV, der ehemaligen DDR, hinzu. In der Spielzeit 1991/92 spielten sechs ehemalige NOFV-Vereine in der 2. Bundesliga. Die Teilnehmerzahl erhöhte sich zunächst auf 24. Das bedeutete zunächst auch eine Rückkehr zum Staffelsystem – mit zwei Staffeln à zwölf Mannschaften. Doch bereits in der Folgesaison kehrte man auf Wunsch der Vereine zur eingleisigen 2. Bundesliga, wieder mit 24 Mannschaften, zurück. Das führte zu einer Mammut-Saison mit 46 Spieltagen. Sieben Vereine stiegen aus der 2. Liga ab, drei aus den Oberligen auf, was die Teilnehmerzahl für die Saison 1993/94 auf 20 verringerte. Ein Jahr später konnte die Liga auf 18 Teams reduziert werden.
Ab Mitte der 90er-Jahre erlebte die 2. Bundesliga einen Zuschauerboom. Mitverantwortlich dafür war der Abstieg von Traditionsvereinen wie Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern oder Eintracht Frankfurt. In der Saison 2012/13 verfolgten im Schnitt 17.000 Zuschauer eine Partie der 2. Liga. 77.116 Besucher bedeuteten Zweitliga-Rekord beim Spiel Hertha BSC gegen den FC Augsburg im Berliner Olympiastadion (Spielzeit 2010/11).
Seit der Saison 2008/09 erhält der Meister eine eigene Trophäe. Die Meisterschale wiegt achteinhalb Kilogramm und besteht aus Silber.
Alemannia Aachen und Greuther Fürth sind die Klubs, die bislang die meisten Punkte holten und die Ewige Tabelle anführen. Fortuna Köln war bis zum Jahr 2000 ganze 26 Jahre in Folge ununterbrochen in der 2. Bundesliga vertreten. Die beste Saison spielte Hertha BSC in der Spielzeit 2012/13 (22 Siege, 76 Punkte). Hertha BSC war auch das Team, das die meisten Treffer in einer Saison erzielte (123, Spielzeit 1980/81).
Den höchsten Sieg landete 1979/80 Arminia Bielefeld mit einem 11:0 gegen Arminia Hannover. Am torreichsten war das Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen den SV Meppen am 34. Spieltag der Saison 1996/97. Kaiserslautern gewann mit 7:6.
Standing im europäischen Vergleich
Die 2. Bundesliga mit anderen europäischen Unterhäusern zu vergleichen, ist sicherlich nicht einfach. Besonders interessant waren stets die Auftritte von deutschen Zweitligisten im Europapokal. Bislang spielten sechs Zweitligaklubs in einem europäischen Wettbewerb.
Nachdem die ostdeutschen Vereine in den DFB eingegliedert wurden, nahmen Rot-Weiß Erfurt und der Hallescher FC als Zweitligisten am UEFA-Cup teil. Erfurt erreichte die zweite Hauptrunde, wurde dann aber von Ajax Amsterdam besiegt. Halle schied in Runde eins gegen Torpedo Moskau aus.
1992/93 spielte Hannover 96 als amtierender Pokalsieger im Europapokal der Pokalsieger. In der ersten Runde war gegen Titelverteidiger Werder Bremen Schluss (1:3 und 2:1). 1996/97 nahm der 1. FC Kaiserslautern nach dem Abstieg am Europapokal der Pokalsieger teil. Eine Woche nach dem dramatischen Abstieg in Liga zwei, gewannen die Mannen aus der Pfalz zuvor den DFB-Pokal. Nach 1:0 und 0:4 nach Verlängerung gegen Roter Stern Belgrad war bereits in der ersten Runde Schluss.
In der Spielzeit 2001/02 spielte der 1. FC Union Berlin im UEFA-Pokal. Die Berliner hatten sich in der Vorsaison als Drittligist bis ins Pokalfinale gespielt. In Runde zwei war Litex Lowetsch aus Bulgarien Endstation, nachdem sich die Berliner in der ersten Runde noch gegen Haka Valkeakoski aus Finnland durchsetzen konnten.
2004/05 nahm Alemannia Aachen als Pokalfinalist am UEFA-Pokal teil. Aachen setzte sich in der ersten Runde gegen FH Hafnarfjörður aus Island durch. In der anschließenden Gruppenphase kam die Alemannia ebenfalls überraschend weiter und erreichte das Sechzehntelfinale. In der Runde der letzten 32 war gegen den AZ Alkmaar Schluss (0:0 und 1:2).
Die aktuelle 2. Bundesliga besitzt einen Gesamtmarktwert in Höhe von 288 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das englische Unterhaus („Championship“) kommt auf einen Marktwert von 1,02 Milliarden Euro und ist damit europäische Spitze. Die spanische „LaLiga2“ liegt bei 355 Millionen, die italienische „Serie B“ bei 335 Millionen und die französische „Ligue 2“ bei 258 Millionen Euro.
Die größten Stars der Liga
Dadurch, dass mit der Zeit auch Traditionsvereine in die 2. Bundesliga abstiegen, gewann die Liga deutlich an Attraktivität und Qualität. Auch Topspieler und Startrainer fanden mit der Zeit ihren Weg in die 2. Liga. Der einstige Meistertrainer von Eintracht Braunschweig, Helmuth Johannsen, coachte zum Beispiel Röchling Völklingen aus dem Saarland. Hans Tilkowski und Felix Magath trainierten den 1. FC Nürnberg, Max Merkel den TSV 1860 München. Otto Knefler coachte Borussia Dortmund in der 2. Bundesliga.
Zu den Stars unter den Spielern gehörten unter anderem Helmut Haller beim FC Augsburg, Hans Walitza beim 1. FC Nürnberg, Lothar Emmerich bei Schweinfurt 05 oder Klaus-Dieter Sieloff bei Alemannia Aachen. Nachdem die Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland stattfand, blieben mit Henri Françillon (Haiti, zu 1860 München) und Carlos Babington (Argentinien, zu Wattenscheid 09) zwei Stars des Turniers gleich in Deutschland und spielten in der 2. Bundesliga.
Einer der größten Aushängeschilder der Liga war Torjäger und Europameister Horst Hrubesch. Er hält immer noch den Rekord mit den meisten Treffern in einer Spielzeit (42 Tore in der Saison 1977/78 für Rot-Weiß Essen).
Willi Landgraf ist der Rekordspieler der 2. Bundesliga. Er bestritt insgesamt 508 Zweitligapartien – für Alemannia Aachen (188), Rot-Weiß Essen (119), den FC 08 Homburg (107) und den FC Gütersloh (94). Landgraf spielte nie in der Bundesliga, nahm aber mit Aachen am UEFA-Pokal teil.
Auch der Weltklasse-Trainer Ottmar Hitzfeld spielte in der 2. Bundesliga und hält einen bis heute gültigen Rekord. Der ehemalige Bayern-Trainer erzielte in der Saison 1976/77 sechs Treffer beim 8:0-Heimsieg des VfB Stuttgart gegen den SSV Jahn Regensburg.
Trotz einer überragenden Debütsaison in der 1. Bundesliga (zehn Tore in 19 Spielen) und zahlreichen Angeboten von internationalen Topklubs, entschied sich Lukas Podolski 2004/05 für den 1. FC Köln in der 2. Liga zu spielen. Mit 24 Toren in 30 Spielen wurde „Poldi“ Torschützenkönig. Die Kölner stiegen mit ihm als Galionsfigur und als Meister direkt wieder auf.
Weitere berühmte Spieler der 2. Bundesliga: Rudi Völler, Joshua Kimmich, Frank Mill, Jürgen Klinsmann, Olaf Thon, Souleyman Sané, Marco Reus, Dieter Schatzschneider, Andreas Brehme, Michael Ballack, Joaquin Montanes.
Die schönsten und größten Stadien der 2. Bundesliga
Alle großen Vereine Deutschlands (mit Ausnahme des Hamburger SV und des FC Bayern München) haben bereits in der 2. Bundesliga gespielt. Die Resonanz beim Publikum wurde von Jahr zu Jahr besser, auch weil die Qualität besser wurde und zahlreiche Traditionsvereine in der Liga spielten. In der Saison 2012/13 besuchten 5,28 Millionen Zuschauer die Spiele der zweiten Liga.
Neben kleinen Dorfarenen, waren also auch das Berliner Olympiastadion, die Münchner Allianz-Arena oder die Frankfurter Commerzbank-Arena „zweitklassig“.
Das größte Stadion der aktuellen 2. Bundesliga, steht in Hamburg. Das Volksparkstadion fasst 57.000 Zuschauer.
Nur knapp dahinter liegt der berühmte „Betze“. Der 1. FC Kaiserslautern hat im Fritz-Walter-Stadion schon viele große Erfolge erringen können.
Eine Reise wert ist auch das traditionsreiche DDV-Stadion in Dresden. Hier sorgen die Dynamo-Fans regelmäßig für Gänsehaut-Atmosphäre.
Längst Kult ist auch das Millerntor-Stadion in Hamburg St. Pauli. Wer für den FC eine Karte ergattern möchte, muss meist schon weit im Voraus bestellen.
Auch die „Bielefelder Alm“ (mittlerweile als SchücoArena bekannt) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Arminia pendelte viele Jahre zwischen den Ligen.
Für Kult steht auch die „Alte Försterei“, die Heimstätte von Union Berlin. Umbauten sollen das Stadion auf Dauer erstligatauglich machen.
Das derzeit kleinste Zweitligastadion steht in Kiel. Das Holstein-Stadion hat Platz für 11.386 Besucher.